Sag was!
Stell dir mal vor…
… ein Typ macht einen sexistischen Witz, einige in der Zuhörerschaft sind peinlich berührt, finden das nicht in Ordnung, sagen aber nichts, um die „gute Stimmung“ nicht kaputt zu machen.
… ein Typ macht einen sexistischen Witz, einige in der Zuhörerschaft sind peinlich berührt, finden das nicht in Ordnung, sagen aber nichts. Ein anderer Typ lässt das nicht unkommentiert, bemerkt wie daneben das war. Der Witzereißer bezeichnet ihn als Spießer.
Ein Typ macht einen sexistischen Witz, einige in der Zuhörerschaft sind peinlich berührt, finden das nicht in Ordnung, sagen aber nichts. Ein anderer Typ lässt das nicht unkommentiert, bemerkt wie daneben das war. Der Witzereißer verstummt.
Ein Typ macht einen sexistischen Witz, einige in der Zuhörerschaft sind peinlich berührt, finden das nicht in Ordnung, sagen aber nichts. Eine Frau lässt das nicht unkommentiert, bezeichnet den Witz als sexistisch und fühlt sich unwohl. Der Witzereißer bezeichnet sie als Spießerin, als humorlose Zicke, als Spaßverderberin. Als –
So viele Begriffe könnte man jetzt einfügen, da so gut wie jede Frau* es sicher schon erlebt hat, wie ihr über den Mund gefahren wird. So etwas frustriert und wer lässt sich schon gerne negativ abstempeln. Um der Situation nicht ausgesetzt zu sein, geht man dann vielleicht lieber aus dem Raum und schluckt den Ärger runter. Einmal, zweimal, dreimal geht das so, irgendwann gewöhnt man sich vielleicht schon daran, aber gut fühlt man sich damit kaum.
Blockaden im Kopf
Im Kopf machen sich Blockaden breit: ‘Was, wenn ich doch was sage und niemand unterstützt mich? Dann stehe ich wieder alleine da.’
Ja, im schlimmsten Falle würde man alleine da stehen. Aber das ist immer noch besser als mit einem schlechten Gewissen und einer Menge Wut im Bauch nach Hause oder vielleicht auch auf die Bühne zu gehen. Denn dann ist man einerseits seinen Prinzipien treu geblieben und andererseits hat man klar artikuliert, dass man sich unwohl fühlt. Und vielleicht wissen diejenigen, die für die beschissene Atmosphäre gesorgt haben gar nicht, dass ein bekloppter Witz anderen sauer aufstoßen kann. Auch, wenn sie sich im ersten Moment angegriffen oder “belehrt” fühlen, im Nachhinein denkt vielleicht eine_r von fünf über den Hinweis nach und macht keine sexistischen Witzchen mehr.
Wenn sie den Spruch aber mit voller Absicht gemacht haben, dann ist es umso besser, dagegen aufzustehen. Denn dann signalisiert man klar, dass kein Platz für sexistische Kommentare oder Verhalten ist. Warum die Person „ungestraft“ davon kommen lassen und das nächste Mal anderen wieder ein unwohles Gefühl geben?
Domino-Prinzip
Auch, wenn man sich erst so fühlt: Meistens steht man nicht alleine da… Man stelle sich vor, dass der Witzereißer vom Anfang in einem Raum voller Frauen* ist. Sie alle fühlen sich unwohl. Sie alle wollen nichts sagen, weil sie nicht alleine da stehen wollen und zu oft verbal angefahren wurden. Würde man dann den Mund aufmachen, hätte man sofort den Rückhalt vieler anderer Frauen*. Es ist also vergleichbar mit dem Domino-Prinzip. Nur eine muss den Anfang machen und klar äußern, was sie stört, schon sind auch andere bestärkt und animiert, ihr das gleich zu tun.
Letzten Endes kommt es nämlich drauf an, sich selbst wohl zu fühlen und das zu artikulieren. Denn egal wie sich die Situation entwickelt, der Kloß Wut kann den Bauch erstmal nicht runterrutschen.