23. Dezember 2016

Warum Alpha? Pt. 3

Noch einmal schlafen, dann ist Weihnachten. Noch einmal zeigen wir euch, warum Poetry Slammerinnen* Slam Alphas unterstützen und es für wichtig halten, Frauen* in der Slamszene den Platz zu geben, der ihnen zusteht. 

 

Svenja Gräfen, Berlin:

„Ich bin bei den Slam Alphas dabei, weil eine fette Portion Feminismus die Slam-Szene zu einer noch viel besseren, noch viel angenehmeren und sicheren Szene für alle macht. Und weil wir insgesamt so unglaublich viel Publikum haben, weil wir so viele Menschen erreichen, dass es auch tatsächlich nach außen wirken und viele andere Mädchen* und Frauen* motivieren und ermutigen kann. Außerdem bin ich eh große Befürworterin von Girl*-Gangs. Yay!“

Yasmin Hafedh, Wien:

„Ich bin Mitglied von Slam Alpha, weil ich eine Frau bin, die seit 10 Jahren in der Slamszene unterwegs ist. Ich bin glücklich, dass es endlich eine Vernetzung wunderbarer Frauen gibt, die den Fokus auf diese wunderbaren Frauen legen. In 10 Jahren Slam erlebt man sehr vieles, gewöhnt sich aber teilweise auch an bestehende Machtverhältnisse, die nicht nur in der Szene, sondern auch in der gesamten Gesellschaft zu finden sind. Und manchmal wird man müde, das Glasdach zu durchbrechen. Manchmal legt man eine kurze Pause ein und dann kriegt man das Gefühl, man sei allein mit den eigenen Ansichten. Das nahm mir dann den Wind aus den Segeln. Da es jetzt aber SLAM APHAS gibt, und ich weiß, dass wenn ich mal wieder müde bin und ob meiner Raucherlunge gerade nicht die Kraft aufbringen kann zu pusten, viele Frauen um mich sind, die dafür sorgen, dass der Wind nicht aufhört. Das motiviert mich extrem und sorgt für neuen Aufwind, den wir alle nützen können, um unser Anliegen voran zu bringen. Insofern: Schiff ahoi!“

Anna Lena Obermoser, Graz:

„Erst kürzlich kam ich nach dem U20 Slam in Graz während eines Biers zum Gespräch mit einem Zuschauer. Er meinte, wie arg es sei, dass nur 3 Jungs* mitgemacht haben, dafür 6 Mädels*. Wirklich? Arg?- Stimmt, weil’s selten ist. Höflichkeit kann ich und deshalb versuchte ich zu erklären, warum wir vermehrt eine Frauen*-Dominanz im U20 haben, aber Ü20 davon nix mehr übrigbleibt. Er meinte „Ja, vielleicht haben die Mädels einfach keinen Bock!“. Da wusste er nicht, wovon er redet, aber ich wusste, was er meint.  Verschiedenste Machtverhältnisse, Strukturen, Rollenkonstrukte schaffen es, dass vor Allem junge Slammerinnen* einen liebevollen Arschtritt brauchen, um sich selbst zuzutrauen, dass sie rocken können, um sich selbst zuzutrauen, dass sie bleiben werden. Slam Alphas hilft! Bietet Halt und Zuspruch und Vorbilder und Förderung. Ich bleib solang Alpha, bis sich kein Zuschauer* mehr wundert, über Dominanzen von Frauen*!“

Nhi Le, Leipzig:

Vergesst Buzzfeed-Listen und Bento-Ratings. Hier kommt die Liste, warum ich bei Slam Alphas bin und das Kollektiv wichtig finde.

  1. Slam alphas supportet!

Es ist nun mal so: Slam ist super, aber kann sich als Szene innerhalb einer patriarchalen Gesellschaft eben nicht bestimmter Defizite entziehen. Es fühlt sich gut an, neben anderen Slammerinnen* daran zu arbeiten, diese Defizite zu beseitigen, Rückhalt zu haben und z.B. auf dem Slam Alphas Blog einen Platz für die eigene Meinung zu finden.

  1. Vernetzen – online und offline

Ich will nicht in eine gefühlsduseliges „Gemeinsam sind wir stark“ verfallen, aber am Ende ist es ja doch so. Auf der Bühne treten wir vielleicht für das Publikum gegeneinander an, doch im Backstage hat man bei Bier und Limo eine gute Zeit miteinander oder bekräftigt, wenn bei Facebook mal wieder irgendeine Kommentar-Diskussion aus dem Ruder läuft.

  1. Haltet die Anfängerinnen!

Warum sind da mehr Slammerinnen* als Slammer* im U20 -Bereich und wo sind sie im Ü20-Bereich?  Der Misere kann u.a. entgegengewirkt werden, in dem Anfängerinnen sichtbar gemacht und weiterempfohlen werden. Ein Glück, dass es bald diese geniale Karte von Slam Alphas geben wird, auf der jede Slammerin willkommen ist.

  1. Alle zusammen

Allein die Liste an Alpha-Mitgliedern ist imposant und ich hätte sie gerne in einem Faltflyer, um diesen dem nächsten „Es gibt ja nicht so viele Slammerinnen“-Dude vor die Nase zu halten. Entsprechend der großen Anzahl an Slammerinnen* ist auch die Textvielfalt. Nur hängengebliebene Lauchs denken, dass Frauen* lediglich gefühlsbetonte, mittelmäßige Lyrik schreiben. Also Abschied nehmen vom Schubladendenken und einsehen, dass wir uns nicht auf ein Genre festlegen lassen.

Louise Kenn, Leipzig:

„Die Dankbarkeit die ich empfunden habe, als ich nach eineinhalb Jahren Slammen endlich mal Backstage ein Gruppe Frauen* gefunden habe, welchen ich meine Ängste, Erfahrungen und teilweise Überforderung mit der Szene mitteilen konnte war so überwältigend, dass ich dieses Gefühl ab sofort anderen Rookies* weiter geben möchte. Denn frühe Unterstützung ist wichtig, ich selbst hätte aufgehört, hätte ich diese Frauen* nicht zu diesem Zeitpunkt gefunden. Und das wäre ganz schön whack von mir gewesen. Deswegen Alpha.“

Jasmin Sell, Bochum:

„Ich gehöre zu den älteren Semestern bei den Alphas. Ich habe erst mit 34 Jahren den Schritt auf die Bühne gewagt. Mittlerweile veranstalte ich den „WortGEwaltig“ in Gelsenkirchen und immer, wenn ich höre: „Es gibt keine Frauen, die slammen.“ Sage ich: „Doch! Es gibt sie. Aber ihr nehmt sie nicht wahr.“ Viele Nächte habe ich in meiner Küche gesessen und Slammer*innen bestärkt, weiter zu machen! Vor knapp einem Jahr kamen vermehrt Frauen* aus der Slamszene auf mich zu und meinten, ich solle doch den Alphas beitreten. Ich war aber skeptisch und Feminismus gegenüber nicht ganz so gut eingestellt. Meine Bedenken beseitigten sich aber nach dem Alphas-Meeting in Stuttgart, ich habe erkannt: „Seit Jahren mache ich im Stillen das, was sich die Alphas auf die Fahnen geschrieben haben. Es hat nur jetzt einen Namen. Ich bleibe die Gleiche wie vorher. Laut, lustig, wahrheitsliebend und kann meine Klappe nicht halten. Aber so sind nicht alle Frauen und ich möchte den Stillen eine Stimme geben, sie ermutigen zu tun, was sie lieben – Poetry Slam!“ Den Kritiker*innen der Alphas sei also gesagt: Die härteste Kritikerin ist mittlerweile eine von Ihnen!“