4. Dezember 2017

Frankie says relax

Jede_r hat es, niemand will es, (wir glauben) wir brauchen es und am Ende macht es uns kaputt: Stress.

 

Mein Körper, kein Tempel

Stress, das ist dieser fiese, kleine Bruder von Erfolg. Stress ist der Koffeinkonsum, der misslungene Nikotinentzug, der Schlafmangel, die Falten um die Augen und die Pickel auf der Stirn.

Es ist unfassbar, was Stress alles auslösen kann: Unreine Haut, Haarausfall, brüchige Fingernägel, Stoffwechselstörungen, Hormonveränderungen und schlechte Laune sowieso. Inzwischen ist das Internet voller Artikel dazu, wie beispielsweise diesem hier.

Aber wir brauchen ihn doch, den Stress – oder? Erfolgreiche Menschen haben Stress, die hetzen von Meeting zu Meeting und die sind wichtig.
Niemand ruht sich aus, niemand entspannt. Und so kippen wir eine Flasche Weißwein in der Badewanne, während wir mit allen Freund_innen gleichzeitig telefonieren und uns nebenbei auf Twitter updaten. Feierabend Deluxe.

Und auch bei Slammer_innen hat sich der Stress nach und nach ins Berufsprofil eingeschlichen. Man mag kaum noch jemanden im Backstage fragen, wie es ihm oder ihr grade so geht. Denn meistens ist da nur ein müder Blick, ein vollgestopfter Terminkalender und immer noch kein Bachelor.

 

Stress, Stress, überall Stress

Was ist denn eigentlich los mit uns? Die meisten sind kaum volljährig und leben das Leben eines Investmentbankers (keine Ahnung, was die machen, aber bestimmt hat es was mit Stress zu tun).

Keine Zeit für Privatleben; am besten vögelt man in der Zugtoilette auf dem Weg zum nächsten Auftritt und spritzt sich das Pizzafett intravenös in die Blutlaufbahn. Bloß keine Zeit verlieren. Schnell wieder fünf Minuten irgendwo stehen, drei Stunden irgendwo warten, weiter in den nächsten schlecht klimatisierten Zug, um am Ende gerade mal die Miete für eine Wohnung bezahlen zu können, in der wir eh nie sind. Wir sind wie dieses verdammte weiße Kaninchen mit der Uhr, nur auf Speed, im Raketenmodus, mit fünf Liter Mate im Gepäck.

 

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Immer mehr Kolleg_innen, mich eingeschlossen, leben nur noch im Stress, in der Hetze, in der Dringlichkeit. Immer müssen wir irgendwo sein, werden wir angesehen, bewertet, angeschrieben, müssen wir abrufbar, erreichbar und verfügbar sein. Und immer mehr Kolleg_innen ziehen die Reißleine.
Auftritte absagen, Therapie oder zumindest mal wieder Yoga machen.

Und genau das ist richtig und wichtig. Denn kein Beruf der Welt, auch wenn er sich noch so sehr nach Spaß anfühlt, ist es wert, daran zugrunde zu gehen.

 

Frankie says relax 

Die Szene muss lernen, wieder mehr auf ihre innere Balance zu hören.
Nein, du wirst nicht ausgeschlossen, nur weil du einen Sabbat-Monat einlegst.

Sag Veranstalter_innen bei Anfragen lieber offen und ehrlich, dass du dir in dem Zeitraum eine Tour nicht zutraust, anstatt fünf Stunden vorher panisch abzusagen. An dem Punkt waren wir alle schon, niemand verurteilt dich.
Nein, du bist nicht scheiße, nur weil du keinen Bock auf Aftershow hast.
Geh ins Hotel, ruh dich aus, leg die Füße hoch und gönn dir zwanzig Panzer-Dokumentationen im Spätprogramm.

Wir müssen alle mal wieder entspannen. Runterkommen.

Denn während das Publikum unseren Auftritt nach zwei Tagen wieder vergessen hat, juckeln wir schon wieder ins Vereinsheim nach Buxdehude, um die gleichen drei Seiten zum hundertsten Mal vorzulullen und irgendwann hassen wir uns selbst, unsere Kunst und generell alles, was mit Pizza und Bier zu tun hat.

Um uns also alle mal ein bisschen zu zwangsentschleunigen, hier meine Top 5 Anti-Stress Tipps:

Tipp 1:

Schlaf. SCHLAF SCHLAF SCHLAF! Man kann nicht erwarten, zwei Wochen lang jede Nacht nur drei Stunden seinen Rausch auszudösen und dann immer noch fit zu sein. Zwischendurch mal ein Ruhetag und alle werden dich neidisch anglotzen, wenn du unverkatert und erholt zum Frühstück kommst.

Tipp 2:

Gute Kopfhörer. Die waren meine beste Investition des Jahres. Gute Kopfhörer entführen dich in eine gedämpfte Traumwelt aus Musik, Podcasts und Netflix. So lässt sich sogar in überfüllten Zügen etwas Privatsphäre schaffen.

Tipp 3:

Atmen. Klingt komisch, ist aber so (LOL). Bewusstes und kontrolliertes Atmen entspannt unseren Körper und reduziert das Stresslevel. Also einmal tiiiiieeeef in den Brustkorb einatmen und dann wieder tiiiieeeef Ausatmen.

Falls ihr eine Anleitung zum Atmen braucht, die gibt es hier.

Tipp 4:

ASMR-Sounds. Ich leide seit Jahren unter Schlafproblemen und gerade auf einer langen Tour kann das sehr nervig sein. ASMR-Sounds sind Geräusche, die uns positiv triggern und bis in den Schlaf entspannen können. Dazu gehört ein sanftes Flüstern, rascheln, streicheln, murmeln etc.

Auf Youtube ist das Ganze inzwischen ein riesiger Hit, wie die Userin ASMR Darling (immer noch besser als Bibi) deutlich beweist.

Tipp 5:

PMR. Progressive Muskelrelaxion. Eine weit verbreitete Entspannungstechnik. Nehmt euch zwanzig Minuten am Tag und probiert es aus. Gerade die regelmäßige Wiederholung der Übungen führt zu einem dauerhaft reduzierten Stresslevel. Auch gut gegen Panikattacken in überfüllten Zügen oder engen Bussen. Anleitungen gibt es zum Beispiel hier.

Und auch sonst auf all euren beliebten Musik-Streaming-Diensten.

Und nun geht hinaus, relaxed und frönt der herrlichen Faulheit. Dann freut man sich fast schon, wenn der Stress einem wieder unverhohlen die Bettdecke von den Füßen zieht.

 

Relaxed Sunday Afternoon GIF by Vulture.com - Find & Share on GIPHY