Alleine unter Männern
Alle sind laut und reden durcheinander? Jeder übertrumpft den anderen mit einem mittelmäßigen Witz? Alle klopfen sich gegenseitig auf die Schulter? Und du weißt nicht so recht, was du sagen sollst, weil du keinen Bock hast, auch eine Halblustigkeit zu erzählen, die du selbst nicht der Rede wert findest?
Es kommt leider vor, dass man die einzige Frau im Line Up ist, man sich den Backstage nur mit Männern teilt und dann auch noch kaum zu Wort kommt. Das kann die Atmosphäre für einen selbst sehr unangenehm machen, einem die Stimmung und die Freude nehmen und dazu führen, dass man den Auftritt so schnell wie möglich hinter sich bringen und ins Hotel flüchten möchte.
Ich kann natürlich nicht für alle sprechen, aber ich kann dir 3 meiner persönlichenTipps weitergeben, was du tun kannst, wenn du dich in einem lauten, männlichen Backstage alles andere als amüsierst:
1. Suche das Gespräch
Jede*r weiß, Gespräche kann man nicht erzwingen. Man kann aber welche führen. Auf Tour ist das Nummer eins Gesprächsthema meistens „Slam“. Wer wann wo was gewonnen hat und wie geil XY ist. Das kann schnell langweilig werden und entsteht vielleicht aus dem Wunsch heraus, Gespräche führen zu wollen, aber nicht zu wissen, worüber – vielleicht auch einfach, weil Slam der größte gemeinsame Nenner ist. Der Austausch artet aber in einer Männergruppe oft im Feiern von anderen Männern aus.
Wenn du nichts dazu zu sagen hast, ist das vollkommen in Ordnung – wenn du das Thema wechseln möchtest, aber auch. Das kannst du dann auch genau so formulieren und sagen „Hey Jungs, was haltet ihr eigentlich von Thema XY?“, und dann versuchen, das Gespräch in diese Richtung zu bringen.
2. Lass dich nicht unterbrechen
Das ist leichter gesagt als getan. Studien belegen, dass Frauen systematisch von Männern unterbrochen werden und dass ihnen in Gesprächsrunden weniger Zeit gegeben wird. Hier bleibt dir nichts anderes übrig, als zu sagen: „Ich war noch nicht fertig.“, und weiterzureden. Das gilt übrigens nicht nur in Backstageräumen, sondern immer und überall. Oft hört man dann vom Gegenüber „Ja, kann ich nur kurz sagen…“ – nein, kannst du nicht! Jeder Mensch schafft es, sich einen Gedanken zu behalten und aufzuheben, bis er oder sie selbst dran ist mit reden. Wir reden alle gerne und sind es von der Bühne gewöhnt, dass man uns zuhört, nur sollten wir Off-Bühne auch anderen zuhören. Wo wir schon beim nächsten Punkt sind.
3. Fordere ein, dass man dir zuhört
Es ist Mitternacht, dir reicht es, weil du noch eine Woche Tour vor dir hast, aber alle wollen noch zur Party von XY. Man müsste jetzt entweder zwei Taxis nehmen, oder einen Umweg machen, damit man dich im Hotel absetzen kann, beides wahnsinnig mühsam und unglaublich anstrengend. Findest du nicht? Ist es auch nicht. Frauen wird beigebracht, nicht zu viele Extrawünsche einzufordern, man will ja nicht die Diva sein, man will nicht die Spielverderberin sein, man soll sich nicht beschweren. Das Ganze ist aber nicht so wild und wenn die anderen jetzt unbedingt zur Party wollen, du aber nicht, dann musst du auch nicht. Der Umweg ist kein Problem und außerdem wird der Veranstaltende auch noch ein extra Taxi ausgeben können. Männerdynamiken machen es sich meistens bequem, hier bist du gefragt und musst aktiv sagen, was du möchtest!
Und wenn dann jemand die Augen rollt, denk dir nichts dabei und mach dir keine Sorgen.
Zum Schluss bleibt zu sagen: Alleine unter Männern entstehen Dynamiken, die manchmal schwer zu durchschauen sind. Aber lass dich nicht verunsichern, in den meisten Fällen merken die Jungs selbst gar nicht, wie sehr sie in die Dynamik reinkommen und mitmachen und in den meisten Fällen sind sie auch daran interessiert, darüber zu reden, aus ihren Verhaltensmustern auszubrechen und ein Bewusstsein für solche Situationen zu entwickeln.