5. Oktober 2020

Die Slam Alphas werden inklusiver

Lois Stettler hat einen kritischen Post zur Arbeit der Slam Alphas verfasst, den wir nicht nur auf unserem Blog veröffentlicht, sondern auch im Vorstand besprochen haben. Wir danken Lois an dieser Stelle für das (wiederholte) Engagement und möchten uns außerdem für die lange Rücklaufzeit entschuldigen. Dass wir die Kritik sehr ernst nehmen, möchten wir mit grundlegenden Veränderungen in unserer Vereinsarbeit verdeutlichen. Wir blicken dankbar und mit Freude auf künftige Prozesse – weil Weiterentwicklung uns allen hilft.

Namensgebung

Aktuell ist unser Vereinsname mit dem Untertitel „Förderung von Frauen* und Mädchen* im Poetry Slam“ versehen. Zum Zeitpunkt der Gründung hat diese Namensgebung die Zielsetzung des Vereins gut repräsentiert. Der Diskurs hat sich allerdings weiterentwickelt und zuvor nicht berücksichtigte Stimmen sind sichtbarer geworden. Diese Entwicklung unterstützen wir sehr und möchten sie auch in unserer Namensgebung berücksichtigen.

Wir haben uns entschlossen, den Untertitel des Vereins zu ändern. Präferierter Vorschlag des Vorstands wäre „Verein für intersektional feministische Anliegen im Poetry Slam“. Dieser beschreibt unsere politische Haltung und ist zeitgleich als Selbstverpflichtung zu verstehen. Über den neuen Untertitel wird abgestimmt und wir sind offen für Gegenvorschläge.

Mitgliedsanträge

Aktuell gibt es zwei Optionen beim Ausfüllen der Mitgliedsanträge. Personen können entweder weibliches Mitglied (mit Stimmrecht) oder männliches Fördermitglied (ohne Stimmrecht) werden. Diese Optionen werden wir überarbeiten.

Künftig wird die Kategorie „Fördermitglied“ von allen Menschen wählbar sein. Mitglieder können nun nicht nur Frauen, sondern FINT* (Frauen, inter, non-binäre und trans Personen) werden. Sie erhalten damit ein Stimmrecht.

Gendern und Schreibweise

Aktuell verwenden wir das Sternchen hinter Mädchen und Frauen. Daran wurde bereits mehrfach berechtigte Kritik geäußert, da auch trans Frauen Frauen sind. Die Debatte ist weiter als bei unserer Gründung, dem tragen wir Rechnung. Wir werden in Zukunft genauer kennzeichnen, wen wir in einem Beitrag oder mit unserer Arbeit meinen. Das Sternchen hinter dem Begriff „Frau“ wird also gestrichen. Darüber hinaus verweisen wir unsere Blog-Autor*innen künftig auf eine Leitlinie zur Verwendung genderinklusiver Sprache. Von dieser darf selbstverständlich abgewichen werden, wenn die Person dies begründet.

Das Vulva-Zeichen

Das Vulva-Zeichen war nie offizielle Geste oder offizielles Zeichen unseres Vereins und wird es auch weiterhin nicht sein. Es taucht bewusst nicht auf unserem Logo oder auf anderen Merch-Artikeln (wie Flyern und Stickern) auf. Unsere Arbeit setzt sich nicht nur für Menschen mit Vulva ein. Wir möchten auch kein biologistisches Frauenbild transportieren. Dennoch steht es einzelnen Mitgliedern frei, dieses Zeichen zu verwenden – als selbstempowerndes Zeichen. Die Vulva ist auch heute noch ein weniger sichtbares, häufig mit Scham besetztes Körperteil. Wir finden es schön, wenn sie zelebriert wird. Wir finden es auch schön, wenn es diese Geste in ein paar Jahren nicht mehr braucht. Kein Mitglied wird aufgefordert, das Vulva-Zeichen zu performen. Wir verwenden das Foto, auf dem die Vereinsmitglieder dieses mehrheitlich performen, nicht mehr als Pressebild.

Vorstandsstruktur

Wir sind uns bewusst, dass unser Vorstand aktuell aus weißen, ablebodied cis-Frauen besteht. Dadurch werden Fehler wie die, die Lois in dem oben genannten Artikel angesprochen hat, wahrscheinlicher. Wir werden eine neue Position im Vorstand schaffen, die sich explizit mit queerfeministischen Perspektiven befasst. Bei der Wahl dieser Position werden TIN-Personen ausdrücklich bevorzugt, wenngleich ihnen selbstverständlich auch jede andere Position in unserem Verein offensteht.

Allgemeine Anmerkungen

Das Ziel der Slam Alphas ist und bleibt es, intersektionale, queerfeministische Arbeit zu leisten, auch wenn wir dabei Fehler machen. Diese Fehler werden wir versuchen, so transparent wie möglich zu beheben. Es ist uns allerdings wichtig darauf hinzuweisen, dass wir alle ehrenamtlich arbeiten und aktuell einen hohen zeitlichen Aufwand haben. Das entschuldigt keine diskriminierenden Vereinsstrukturen. Wir sind froh über jeden Hinweis auf exkludierendes Verhalten. Gleichzeitig bitten wir um (zeitlich begrenzte) Geduld, Vereinsstrukturen sind schwer zu ändern. Das heißt nicht, dass Wut und Kritik nicht von uns gehört werden. Im Gegenteil: Wir freuen uns, in Prozesse einzutreten, die unsere Vereinsarbeit inklusiver und diverser macht.

Wir möchten darauf hinweisen, dass zur Umsetzung einiger der angesprochenen Punkte eine Generalversammlung des Vereins nötig ist. Diese Veränderungen werden also noch bis mindestens Ende des Jahres Zeit brauchen. Das betrifft: Namensgebung, Schreibweise, Vorstandsstruktur.

Wir hoffen, dass unsere Erläuterungen und Änderungsvorschläge einen guten Weg darstellen. Sollte das anders empfunden werden, schreibt uns gern. Kritik ist das, was uns besser werden lässt. Wir glauben an den Austausch und Verständnis.