16. April 2018

Glaubst du an Slam nach 21?

Als ich mit Slam angefangen habe, war ich fast 20 und hatte daher noch genau eine Saison im U20 Bereich. Was ich außerdem hatte: keine Ahnung. Ohne Witz. Die ersten vier Monate dachte ich, Slam gäbe es nur bei uns in Regensburg – deshalb kämen alle hier hin, um aufzutreten.

Ich wusste nicht, dass man touren und mit Slam Geld verdienen kann, dass es Meisterschaften gibt und so weiter. Nach diesen vier Monaten trat ich dann an einem U20 Städtebattle an, wo außer uns Locals auch Slammer*innen aus München und dem Ruhrpott dabei waren. Und wieder dachte sich klein Teresa: Verrückt. Die kommen extra hierher, um auftreten zu dürfen, Regensburg muss echt was Besonderes sein! Ich blieb weiter in meiner Blase und hatte auch nicht das Bedürfnis, mal zu googeln – was aber wirklich klug gewesen wäre. Zwei Monate später war ich bayerische U20 Meisterin und dann ging’s los.

Als U20er*in geht alles schneller

Wer den U20 Bereich bei Slam erfunden hat, war ein guter Mensch. Man wird nicht sofort mit den Profis auf eine große Bühne geschmissen und hat deswegen auch nicht das Gefühl, niemals so gut werden zu können. Stattdessen steht man mit nur 15 Mitstreiter*innen bei der Landesmeisterschaft im Wettbewerb – und nicht mit 33. Und die sind alle genauso fast neu und genauso aufgeregt wie man selbst. Das macht mehr Spaß.

Dank dieser überschaubaren Grösse geht auch alles schneller. Innerhalb meines ersten Slam-Jahres wurde ich Meisterin, war bei den deutschsprachigen U20 Meisterschaften, beim SLAM 2016 und vor allem eins: überfordert. Bitte versteht mich nicht falsch, ich will nicht undankbar erscheinen. Ich freue mich über alles, was passiert ist und bin heute riesig froh, dass es so war, wie es war. Aber auf den Meisterschaften war ich mehr Fangirl von anderen als Teilnehmerin, ich habe geweint, als ich weiterkam, weil da Menschen mit mir in der Runde waren, die das schon viel länger machten als ich und es meiner Meinung nach auch viel mehr verdient hätten, in die nächste Runde zu kommen. Schnell hatte ich das Gefühl, das alles gar nicht verdient zu haben, dass ich nur „das Kind aus Bayern“ war, das mit viel Glück hier gelandet und am besten einfach still ist, weil sich ja alle kennen und ich selbst nicht dazugehöre. Aber wenn ich eins gelernt habe, dann das: That’s BULLSHIT. Niemand wird euch ansehen und sich denken „Pah, diese kleine U20erin, was tut die überhaupt hier, die werd‘ ich einfach ignorieren.“ Oder „Als ob der kleine Nachwuchsboy hier was zu suchen hat, der sollte lieber heim zu Mami.“ Ihr werdet viel mehr überrascht sein, wer schon alles von euch gehört hat und wie nett und hilfsbereit alle sind.

Kleiner Funfact über meine abstrusen Gedankengänge: Ich dachte auch, ich würde nur so lange zu Slams eingeladen werden, wie ich den Meistertitel habe, weshalb ich ALLES angenommen hab, was mir an Auftritten angeboten wurde. 12 Nachtschichten und zwei nichtbestandene Klausuren später hat mir dann auch hier endlich ein lieber Kollege erklärt, dass das genauso falsch ist, wie meine anderen Annahmen.

Und dann ist man plötzlich 21

Irgendwann habe ich für mich nicht mehr zwischen U20 und Ü20 unterschieden. Ich bin auf allen möglichen Slams aufgetreten, auf die man mich eingeladen hat. Aber dann kam der Bayernslam 2017 und mir – mittlerweile 21 – folgender Gedanke: Jetzt musst du beweisen, was du außerhalb des Sandkastens draufhast.

Ich hatte das Gefühl, alle würden auf mich schauen, alle würden beobachten, ob ich mich auch im „regulären“ Wettbewerb behaupten kann. Und dann flog ich in der Vorrunde raus und war am Boden zerstört. Ich dachte: „Jetzt ist es vorbei, niemand wird dich mehr einladen. Für U20 warst du gut, aber jetzt kannst du nicht mehr mithalten.“ Na, kommt ihr drauf, was auch diese Gedanken waren? Richtig: BULLSHIT. Bis heute weiß ich nicht genau, woher diese Gedanken gekommen sind, aber nach mehreren Gesprächen mit ehemaligen U-20 Poet*innen weiss ich: wir haben fast alle das Gleiche gefühlt. U20 ist ein geschützter Raum, man fühlt sich irgendwie sicherer, man wird ein bisschen mehr betüdelt – und das ist auch gut so. Doch nur, weil man plötzlich 21 ist, wird nicht von einem erwartet, dass man auf einmal alle eingesessenen Slammer*innen von der Bühne fegt und keinen einzigen Slam mehr verliert. Niemand denkt: „Ach was, die ist jetzt Ü20? Na da will ich ja mal sehen, ob sie mit uns mithalten kann“.

Gibt es nun also Slam nach 21?

Wie ihr seht, ich hab’s überlebt. Also könnt ihr das auch. Es wird sich nichts ändern, außer, dass ihr nicht mehr an U20 Slams teilnehmen dürft. Niemand macht sich Gedanken darüber, ob jemand U oder Ü20 ist, also mach Du dir auch keine.