Spenden-Kampagne #BraveSpace
suseHintergrund
Ende Juli 2019 hatten mehrere von sexualisierter Gewalt betroffene Personen in der Slam Szene den Mut, ihre Betroffenheiten durch andere Mitglieder der Slam Szene öffentlich zu machen. Auf Drängen aus der Szene heraus haben sie in einer szeneinternen Facebookgruppe schließlich die Namen mutmaßlicher Täter genannt. Andere Betroffene schlossen sich an und berichteten von ähnlichen Erfahrungen mit den genannten mutmaßlichen Tätern. Einer dieser Männer klagte daraufhin auf Unterlassung. Seitdem hat sich dieses Muster in verschiedenen Varianten wiederholt.
Für die Betroffenen bedeutete und bedeutet das einen hohen finanziellen, bürokratischen und emotionalen Aufwand, viele Beratungsstunden bei Anwält*innen und letztendlich die Aussage(n) vor Gericht. Den auf Unterlassung verklagten Betroffenen drohten und drohen je nach Ausgang der Prozesse nicht nur Schadenersatzforderungen, sondern auch die Übernahme von Verfahrens- und Anwaltskosten.
Seitdem erleben wir (nicht nur) in dieser Szene, dass mutmaßliche Täter*innen ihre Betroffenen mit Unterlassungsklagen zum Schweigen bringen wollen. Die in 2019 gestartete #SafeSpace Kampagne der Slam Alphas unterstützt die Betroffenen (in der deutschsprachigen Slam Szene) finanziell, z.B. bei Kosten für Anwält*innen. Der Spendenzweck der #SafeSpace Kampagne bindet die Mittel spezifisch an den Schutz der unmittelbar Betroffenen – und das finden wir bis heute wichtig und gut.
Von #SafeSpace zu #BraveSpace
In den Jahren seit den ersten Prozessen haben wir leider die Erfahrung machen müssen, dass nicht nur die unmittelbar Betroffenen mit rechtlichen Schritten zum Schweigen gebracht werden sollen. Wir mussten miterleben, dass Personen, die sich öffentlich für die #SafeSpace Kampagne stark gemacht haben, verklagt wurden und wir ihnen nicht mit den Geldern aus der #SafeSpace Kampagne helfen konnten. Wir erleben immer wieder, dass Solidaritätsbekundungen mit Betroffenen zu Klagen durch mutmaßliche Täter*innen führen. Dies betrifft nicht nur Einzelpersonen, sondern auch Vereine und andere Strukturen, die sich für Betroffene positionieren.
Während der Begriffs- und Konzeptbedeutung nach, ein Safe Space ein Schutzraum ist, ist ein Brave Space ein Raum, in dem Herausforderungen konstruktiv begegnet werden kann; in dem Mut eine zentrale Rolle spielt. Und während wir der Ansicht sind, dass Solidarität mit Betroffenen nicht mutig sein sollte, so sehen wir doch, dass es in unserer Gesellschaft und auch unserer Szene Mut braucht, sich (sexualisierten) Gewalt-Täter*innen und den patriarchalen Strukturen, die sie schützen, entgegen zu stellen.
#BraveSpace Poetry Slam
Deshalb starten wir die #BraveSpace Kampagne. Wir wollen die mittelbar betroffenen Einzelpersonen und -strukturen unterstützen, damit diese weiterhin Betroffene unterstützen und mit ihnen solidarisch sein können. Die Spendengelder, die im Rahmen der #BraveSpace Kampagne gesammelt werden, sollen für Rechtskosten (z.B. Rechtsberatungen, Prozesskosten, Anwält*innen, Vergleichszahlungen etc.) aber auch Mediationskosten eingesetzt werden.
Das Einschließen von Mediationskosten ist uns deshalb wichtig, weil Mediationen einen Ansatz bieten, dass sich Betroffene und mutmaßliche Täter*innen außergerichtlich und perspektivisch nachhaltiger einigen können. Mediationen können vor allem auch zukünftiges Verhalten konstruktiv beeinflussen, anstatt nur im Rahmen (Abschreckungs)Strafen zu sanktionieren. Zeitgleich ist es wichtig zu benennen, dass Mediationen nicht in allen Fällen gewünscht, erfolgreich oder überhaupt möglich sein können.
Perspektivisch profitiert die Szene in unseren Augen davon, wenn wir mehr Verantwortung für unsere Handlungen und unser (zukünftiges) Miteinander übernehmen. Wir wollen im Rahmen von #BraveSpace dazu ermutigen konstruktive Lösungswege für entstandenes Unrecht auf Grund von (sexualisierter) Gewalt zu finden – vor allem, weil diese immer wieder entsteht und die rein rechtlichen Wege keine nachhaltige Lösung zu bieten scheinen. Mediationen als Weg transformativer Gerechtigkeit ist ein Ansatz, den wir für unsere Szene fördern wollen.
Finanzielles
Wie viel Geld brauchen wir?
Derzeit wissen wir noch nicht, wie viel Geld wir realistischerweise benötigen. Rechtskosten können relativ leicht bei 10.000€ aufwärts liegen. Die Stundensätze von professionellen Mediator*innen starten bei 150€. Kurzum: wir wissen zwar nicht, was es genau braucht, aber lieber mehr als weniger. Denn derzeit stehen wir mit mehreren Vereine und Einzelpersonen in Kontakt, die sich in einer #BraveSpace Siatuation befinden.
Was passiert mit dem Geld?
Betroffene Einzelpersonen und -strukturen können sich vertrauensvoll an uns wenden, wenn sie einer Kostenübernahme bedürfen. Solange Geld da ist, werden damit Rechnungen im Rahmen der jeweiligen Prozesse (rechtlich und mediativ) übernommen. Sollte mehr Geld benötigt werden, als an Spenden existiert, wird der Vorstand der Slam Alphas sich gemeinsam mit den bedürftigen Personen / Strukturen um eine Lösung bemühen. Im Zweifel können Kosten aber nicht oder nur anteilig übernommen werden.
Spenden
Spenden nehmen wir dankend unter unterstehenden Kontodaten entgegen. Bitte gebt als Verwendungszweck „Brave Space“ an, damit wir zuordnen können, wofür diese Gelder genutzt werden dürfen.
Slam Alphas e.V.
Erste Bank
IBAN: AT45 2011 1837 5713 4300
BIC/SWIFT: GIBAATWWXXX
Verwendungszweck: Brave Space
Jede Summe hilft und an dieser Stelle ist wirklich die gelebte Solidarität gefragt! Es handelt sich um ein Konto in Österreich. In seltenen Fällen bedeutet das, dass eine Überweisung nur am Bankschalter möglich ist. Wir bitten sehr darum, diesen vergleichsweise geringen Aufwand ggf. auf sich zu nehmen.
Spendenbestätigungen
Wir können Spendenbestätigungen ausstellen, die mindestens in Österreich und Deutschland steuerlich absetzbar sind. Auch abseits dessen können wir euch eure Spende (für eure Unterlagen z.B.) bestätigen. Wir bitten in diesem Fall um eine kurze Nachricht mit der Adresse an office@slamalphas.org und gegebenenfalls um Geduld, wenn es uns nicht möglich ist, sofort zu reagieren (unser Vorstand arbeitet ehrenamtlich).
Hinweis zu Spendenbescheinigungen für Menschen, die in Deutschland eine Steuererklärung abgeben: In Deutschland liegt die Nachweisgrenze für Spenden seit dem 1.1.2021 bei 300€/ Spende, das heißt bis 300€ reicht ein einfacher Ausdruck eures Kontoauszug als Bescheinigung für eine Spende.
Abschließend
Wir bedanken uns herzlich bei allen, die durch ihre Spenden dazu beitragen, dass wir unsere Arbeit leisten können und FINTA+ ihre Rechte in vollem Umfang wahrnehmen können und auch bei Unzulänglichkeiten des Systems nicht allein gelassen werden.
Über den Verein
Slam Alphas ist ein gemeinnütziger Verein, der von Poetry Slammer*innen und Slam-Veranstalter*innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gegründet wurde. Erklärtes Ziel der Vereinsarbeit ist es, intersektional feministische Anliegen in der deutschsprachigen Poetry Slam Szene zu unterstützen, FLINTA+ Personen in der Szene untereinander zu vernetzen und die Szene damit zu einem vielfältigeren Ort zu machen. Mehr über den Verein, seine Struktur und unsere Arbeit unter slamalphas.org.