FAQ

POETRY SLAM ALLGEMEIN

Was ist Poetry Slam?

Poetry Slam ist eine Alternative zur klassischen „Wasserglaslesung“, wie sie im etablierten Literaturbetrieb sonst so üblich ist. Der US-Amerikaner Marc Kelly Smith erfand das Format 1984 in Chicago, um der eingestaubten und elitären Literaturmaschinerie einen energetischen Freiraum entgegenzusetzen, in dem jede und jeder Gehör finden sollte, unabhängig von Aussehen, Herkunft, Alter, Geschlecht oder Bildungsgrad.

Bei Poetry Slams kann daher jede*r mitmachen, solange sie oder er sich an die wenigen Regeln des Formats hält. Auch die Passivität des Publikums wird durchbrochen: Die Zuhörer*innen bei Poetry Slams stimmen mit Applaus oder Jurywertungen darüber ab, welcher Vortrag ihnen am besten gefallen hat. Deswegen sind Poetry Slams auch immer Wettbewerbe. Die Preise sind aber meist symbolisch. Oft gibt es eine Flasche Whisky, die mit allen Auftretenden geteilt wird.

Denn eigentlich soll es bei einem Poetry Slam nicht darum gehen, den besten Vortrag zu küren, sondern darum, gemeinsam die Poesie zu feiern. Oder mit anderen Worten: “The points are not the point. The point is poetry.“

 

Welche Regeln gibt es beim Poetry Slam?

Beim Poetry Slam haben alle Genres, Performances und Publikumsreaktionen Raum, sofern sie die Regeln befolgen. Verstoßen Auftretende gegen eine dieser Regeln, werden sie vom Wettbewerb ausgeschlossen.

  1. Die Texte sind in jedem Fall selbst geschrieben
  2. Alle Beiträge leben vom gesprochenen Wort, gesungen wird höchstens in Zitaten; Beat Boxing ist erlaubt
  3. Der Vortrag überschreitet ein vorher festgelegtes Zeitlimit nicht (im deutschsprachigen Raum variiert das Zeitlimit von Slam zu Slam zwischen 5 – 10 Minuten)
  4. Es dürfen keine Requisiten, keine Verkleidungen, keine Instrumente oder andere Hilfsmittel verwendet werden. Die einzige Ausnahme ist ein Textblatt, eine Kladde o.ä.
  5. Respect the Poets! (Diese Regel gilt für’s Publikum: Auftretende werden nicht unterbrochen oder ausgebuht, sobald jemand die Bühne betritt gilt: Zuhören.)

 

Wie sieht der Alltag professioneller Poetry Slammer*innen aus?

Die meiste Zeit verbringen Poetry Slammer*innen auf Tour und damit im Zug und in Hostel-/Hotelzimmern. Da sich die meisten professionellen Poetry Slammer*innen selbst managen, gehört auch viel Büroalltag dazu: Rechnungen schreiben, Auftritte planen, Mails beantworten und sich mit der Steuererklärung oder der KSK-Anmeldung herumschlagen. Zeit zum Schreiben bleibt oft eher wenig.

 

Kann man von Poetry Slam leben?

Mittlerweile gibt es einige Menschen, die mit Poetry Slam Geld verdienen. Die wenigsten von ihnen sind ausschließlich Poetry Slammer*innen. Häufig veranstalten und moderieren sie auch selbst Poetry Slams oder bewegen sich in anderen künstlerischen oder publizierenden Bereichen.

Eine weitere Möglichkeit ist es, Poetry Slam-Workshops in Schulen, Jugendzentren oder an Universitäten zu leiten.

Auch hat sich Poetry Slam in den letzten Jahren zu einem Sprungbrett in Richtung Comedy und Buchmarkt entwickelt.

Vom Poetry Slam kann man demnach genauso gut und genauso schlecht leben wie von jeder anderen Kunstform auch.

 

FINTA+ UND POETRY SLAM

Wer sind die Slam Alphas?

Die Slam Alphas sind ein Netzwerk von Poetry Slammer*innen, Veranstalter*innen & Booker*innen aus dem deutschsprachigen Raum, die sich für die Förderung von FINTA+ (Frauen, inter*, nichtbinären, trans*, agender* Personen und weiteren marginalisierten Geschlechtern (+)) im Poetry Slam einsetzen. Mehr erfährst Du hier.

Die SLAM ALPHAS sind ein Verein, in dem Du als FINTA+ Person bei Interesse Mitglied oder als cis endo Mann bspw. Fördermitglied werden kannst.

 

Was kann man tun, um FINTA+ im Poetry Slam zu fördern?

Veranstalter*innen können beispielsweisedarauf achten, dass sie ausgeglichene Line-Ups buchen. Das bedeutet nicht: neun angesagte Slammer buchen und für’s Gewissen eine ‘Quotenfrau’ anfragen. Es schadet nicht, unter Umständen mehr FINTA+ Personen als cis endo Männer im Line-Up zu haben. Die Moderation sollte geschlechtergerecht gestaltet werden, was bedeutet, nicht automatisiert “den nächsten Slammer” anzukündigen oder “den Sieger” zu küren. Genauso wenig sollte aber das Geschlecht der Slammer*innen explizit hervorgehoben werden (“Die einzige Frau des Abends”…). Werden Slammer*innen in Mehrbettzimmern untergebracht, sollte vorher abgeklärt werden, ob gemischtgeschlechtliche Zimmer für alle in Ordnung gehen.

Als Poetry Slammer*in kannst DuKolleg*innen weiterempfehlen, explizit FINTA+ Poet*innen fördern, sowohl auf als auch hinter der Bühne Rücksicht nehmen. Und, ganz simpel: in Slamtexten keine sexistischen Klischees füttern und reproduzieren.

Alle können… Veranstalter*innen ansprechen, wenn zu wenig FINTA+ Personen im Line-Up sind, Videos von Slammer*innen bei Facebook teilen, Produkte (z.B. Bücher und Podcasts) von FINTA+ Personen konsumieren, unvoreingenommen sein, sich offen gegen Sexismus und Mackergehabe positionieren.

 

SELBER SLAMMEN

Wie wird man Poetry Slammer*in?

Wenn du selbst auf die Bühne möchtest, kannst du zunächst bei lokalen Veranstalter*innen nachfragen – entweder persönlich bei einem Slam oder per Mail. In der Regel kannst du dich dann für die nächste Veranstaltung voranmelden. Manchmal gibt es auch offene Listen, in die du dich direkt vor dem Slam eintragen kannst. Und dann gilt: ab ans Mikro! Bei den Slams in deiner Heimatstadt lernst du in der Regel Slammer*innen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum kennen, hieraus ergeben sich dann unter Umständen weitere Auftritte.

 

Wo kann man Slammen lernen?

Erst einmal ist Slammen nichts, was man im klassischen Sinne ‘erlernen’ kann – Lust aufs und Spaß am Schreiben sollten schon dazu gehören.

Davon ab bieten erfahrene Slammer*innen oft Workshops an. Diese finden in Schulen, Jugendzentren, an der Uni oder auch mal direkt vor einem Slam statt. Sprich Veranstalter*innen und Slammer*innen einfach direkt darauf an oder frag’ in deiner Schule nach, ob in der nächsten Projektwoche auch ein Poetry Slam-Workshop dabei sein kann.

 

Ist mein Text gut genug für eine Bühne?

Letztendlich gibt es keine Regel dafür, ab wann sich ein Text für die Bühne eignet. Solange du selbst mit deinem Text zufrieden bist, solltest du’s einfach ausprobieren. Das Wichtigste ist, dass du selbst vom Text überzeugt bist. Die Publikumsreaktion kann auch für eine Überarbeitung hilfreich sein – was hat funktioniert, was muss noch ausgearbeitet werden? Wenn du dich dennoch unsicher fühlst, trag den Text vorher deinen Freund*innen vor und frage gezielt nach der Wirkung.

 

Welche Konditionen sind gängig?

Erstmal sparst du dir als Auftretende*r natürlich den Eintritt für den Poetry Slam und bekommst außerdem Freigetränke und manchmal auch einen Snack zum Abendessen.

In der Regel werden zudem die Reisekosten erstattet. Nun kannst du aber nicht einfach von München nach Berlin fahren, dort zum Slam gehen und mit dem Bahnticket wedeln – Reisepoet*innen werden meist eingeladen, die Touren sind vorher abgesprochen und die Kosten (auch für Übernachtungen) somit von den Veranstalter*innen einkalkuliert. Auch hier gilt: Vorab klären, Veranstaltenden mitteilen, von wo du anreist und was es dich voraussichtlich kosten wird. Die meisten Slammer*innen sind mit einer BahnCard unterwegs – wenn du vorhast, regelmäßig zu touren und unterwegs zu sein, lohnt sich das wirklich.

 

Was darf ich als Poetry Slammerin von Veranstalter*innen und Moderator*innen erwarten, damit ich mich auf Tour wohl fühle?

Zunächst einmal bestimmst du den Namen, unter dem du im Line-Up auftauchst. Das kann dein richtiger Name oder ein Künstler*innenname sein. Wie oben erwähnt sollte die Moderation geschlechtergerecht sein – sprich die Moderation gern drauf an, wenn dir auffällt, dass im generischen Maskulinum moderiert wird, du nicht mit dem richtigen Pronomen angesagt wirst oder dich wegen eines vermeintlich ‘witzigen’ Spruchs unwohl fühlst.

Oft werden die Slammer*innen, die nach der Veranstaltung nicht mehr nach Hause fahren (können), in Mehrbettzimmern untergebracht. Lass Veranstaltenden unbedingt vorher wissen, wenn du nicht in einem gemischtgeschlechtlichen Zimmer übernachten willst! Das sollte in der Regel kein Problem sein.  

Wenn du dir noch unsicher darüber bist, wie sich das Mikrofon auf deine Körpergröße einstellen lässt, bitte einfach die Moderation, dir vor deinem Auftritt dabei zu helfen.