4. Juni 2018

10 Dinge, die du auf langen Zugfahrten tun kannst

Die Reisen zu und weg von Slams sind meist wesentlich länger als die Veranstaltungen selbst. Was man in dieser Zeit alles machen kann, erfährst du jetzt hier.

Anmerkung: Wenn du ein GA hast, bist du wohl auch aus der Schweiz und eine «lange Zugfahrt» endet für dich nach maximal zwei Stunden. Pünktlich. Deswegen folgen nun 10 Ideen für Zugfahrten, die dir lange vorkommen.

Abteil wechseln

Wie oft hast du schon das Abteil gewechselt? Einfach nur so aus Spass? Ich viel zu selten. Meistens fliehe ich vor Kindern oder Jugendlichen. Bei Schulklassen schalte ich in den Notfallmodus und flüchte. Wenn hingegen jemand erbrochen hat, bleibt mir meist noch genug Mitgefühl, um zu schauen, ob die Person Hilfe, Taschentücher oder Kaugummis braucht. Doch wenn es dir zu viel wird, egal ob Kinder, Erbrochenes oder Manspreading, ist es ok, einfach aufzustehen und woanders hinzugehen. Manchmal nutze ich die Gelegenheit und schlage nach dem Toilettengang neue Wege ein.

Leute beobachten und zuhören

Immer wieder komme ich so ganz ungewollt zu Inspiration – und ich habe gelernt, Zufriedenheit in kleinen Dingen zu finden. Es gibt nichts Schöneres, als das Abteil mit vielen kleinen Kindern zu teilen und dabei zu wissen, dass es nicht deine eigenen sind und du jederzeit aus– oder umsteigen kannst. Falls es gerade nichts zu sehen und hören gibt, sind da immer noch die Fenster. In der Schweiz haben wir da auch einen Grund zum Rausschauen. Das kannst Du ja auch in Deutschland oder Österreich mal probieren.

Mit unbekannten Leuten ins Gespräch kommen

Da können sich die herrlichsten Themen ergeben. Was habe ich schon gelacht und sogar schon geweint! Mit völlig Fremden! Nach und nach erkannte ich bei allen, dass sie auch nur Menschen waren. Aber nicht mehr bloss Fassaden, sondern herzliche, manchmal auch einsame Personen. Fast jede Begegnung hat Potenzial

Mögliche Gesprächseinstiege für Schüchterne: Gesundheit wünschen, auch wenn das Gegenüber gar nicht niesen musste, oder in ein Buch schauen und mehrmals laut lachen.

Handy

Wenn da mal jemand gegenübersitzt, die oder der dich ein bisschen zu lange anschaut, zu einem ungewollten Gespräch nötigen will (siehe Punkt 3) oder du schlicht deine Ruhe haben möchtest, kann das Handy eine dankbare Notlösung sein. In prekären Situationen simulierst du einfach ein Telefonat. Erwähne deinen Freund oder deine Freundin, Ankunftszeit und wie sehr du bereits vermisst wirst. Funktioniert übrigens auch in allen anderen Situationen, in denen man ungestört bleiben möchte.

Lesen

Wenn möglich nehme ich ein kleines Buch mit, auf langen Fahrten kann es auch ein dickeres Buch sein. Auf sehr langen Fahrten empfehle ich einen E-Reader. Die Gratiszeitungen in der Schweiz sind übrigens dem kurzweiligen Streckennetz angepasst:  heissen sie auch «20 Minuten» und «Blick am Abend» – für mehr reicht’s schlicht nicht. Wenn Lesen bei dir Übelkeit auslöst, bieten sich Hörbücher als praktische Alternative an.

Schreiben

Wenn ich mal im Lochnetz stecke, mir langweilig ist oder ich wirklich lange im Zug gefangen bin, schreibe ich gerne Ideen und Gedanken auf. Zu schnell vergisst man, was einem gerade noch auf der Zunge lag. Wie Leonie Warnke in diesem Beitrag schon empfiehlt, eignen sich Noise Cancelling Kopfhörer (oder wahlweise auch Ohrstöpsel) gut zum konzentrierten Arbeiten. Wer nicht einen ganzen Text schreiben will, dem sei gesagt: Auch eine Einkaufsliste zählt als Schreiben. Just do it.

Texte üben

Ich stecke mir manchmal Placebo-Kopfhörer ins Ohr, damit es so aussieht, als ob ich ein Lied mitsingen würde. Dabei übe ich einen Text, ohne dass es komplett bescheuert aussieht. Das ist zumindest meine Hoffnung. Alternativ kann man sich auch auf den Gang zurückziehen.

Kaffee trinken und oder Essen

Das erinnert mich an Klassenfahrten früher. Kaum war man fünf Minuten unterwegs, hatte man Hunger. Aber nicht, weil man wirklich Hunger hatte, sondern weil man wusste, was die Eltern alles eingepackt hatten – unerträglich, diese Leckereien nicht gleich zu vernaschen. Wenn ich heute Süsses im Gepäck habe, kann ich noch immer nicht aufhören, daran zu denken, bis es weg ist. Und das, obwohl ich weiss, dass es etwas vom Gemeinsten ist, wenn einem jemand im Zug beim Essen zusehen muss. Vor allem, wenn derjenige hungrig ist und es lecker duftet. Aber dafür gibt’s ja das Bord-Bistro. Ein Besuch dort eignet sich übrigens auch gut für einen Kaffeeplausch inklusive kleinem Spaziergang.

Stricken

Das eignet sich für solche, die Stricken auch wirklich mögen. Ich rufe mir jeweils lieber in Erinnerung, dass ich meine Zeit gerade nicht mit Stricken verbringe – und das macht mich glücklich. Lieber schaue ich aus dem Fenster und stelle mir vor, wie es wäre, an den vorbeirauschenden Orten in den schönsten Villen zu wohnen. Obwohl es durchaus auch Orte gibt, wo Stricken die bessere Aussicht wäre.

Schlafen

In welchen Zügen bist du schon eingeschlafen? Ich schlafe in den ältesten Wagen am besten.

Auf Sitzen, wo schon Tausende vor mir vor sich hingedämmert haben. Wir sitzen auf Geschichten, die Spuren hinterlassen haben und wo Menschen gelacht, geweint, gelesen oder neue Inspiration gefunden haben. Manchmal finde ich das Angenehmste am Zugfahren, dass ich selber mit meinen Gedanken nirgends sein muss, sondern einfach mal abschalten kann.

Doch das Schönste an langen Zugfahrten ist das Ankommen. Und vor allem eines nicht mehr tun zu müssen: Sitzen!